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Vita

Lesen und Schreiben:

Die ersten kreativen Wortschöpfungen entflossen meiner Feder im Alter von etwa sechzehn Jahren. Zu dieser Zeit ließ sich in Räumlichkeiten, in denen Schreibpapier sonst eher selten vermisst wird, ein auffälliger Papierschwund konstatieren. Pädagogisch, wie mir damals schien, wenig zielführende Verhaltensweisen meiner Lehrer gierten geradezu nach genauerer Protokollierung. Und was, als Grundlage für derartig unartige Aufzeichnungen, war passender als jenes Papier, welches man nach der Benutzung in der Kloschüssel entsorgt? Darauf schrieb ich eingängige Schlagertexte zu satirisch-ironischen Pamphleten um, die ich, von zwei mir wohlgesonnenen Klassenkameradinnen im Refrain stimmlich und vom Beifall der Schülerschaft anschließend tosend unterstützt, vor der versammelten Lehrer- und Schülerschaft auf einem Klassenfest zum Vortrag brachte. Dies mag im Nachhinein als eine frühe positive Verstärkung betrachtet werden…

Die Ausbilder, mit nachvollziehbar süßsauer verzerrter Mimik, zeigten zumindest Spuren von Humor. Ergötzt von den gleichermaßen vorgetragenen Schwächen ihrer Kollegen, schien die Kritik an der eigenen Person schnell verblasst, denn für Ausgewogenheit auf der Bewertungsskala hatte ich vorgesorgt.

Indes - die mir im Anschluss bescheinigte Reife lag lediglich im mittleren Bereich.

Als Kompensation folgten drei Jahre Buße, damals war ich schließlich noch katholisch. Ich absolvierte eine Lehre im Hotelfach. Meine überschüssigen Energien wurden dabei drei Jahre, jeweils sechs Wochenarbeitstage lang von morgens um neun bis nachts um zwei oder drei autoritär und bis zu Krankheit und Hinfälligkeit geknebelt. Nach dieser, dennoch tapfer (Zitat meiner Eltern: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“) bis zum glorios benoteten Lehrabschluss durchgehaltenen Erfahrung, wollte ich Deutschland und dem Hotelbetrieb als Arbeiterin auf ewig entfliehen.

Die Entscheidung trieb mein Leben voran:

Numerus-clausus fähiges Abitur im zweiten Bildungsweg, Studium der frz. Literatur und Geschichte in Paris, Eheschließung, Berufstätigkeit, Grundstudium der Psychologie und Psychotherapie in Berlin (TU), Zusatzausbildung für Psychotherapie, Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft Bonn, Praxiseröffnung als Psychotherapeutin in Köln, Kassenzulassung, Kindererziehung, Ehescheidung, neue Eheschließung.

Dazwischen erste literarische Veröffentlichungen, Tätigkeit als Trainerin bei WDR und NDR, Auftreten als Expertin in Funk und Fernsehen, Leitung eines psychologischen Berufsverbandsfachteams.

Mitte 2007 gab ich meine Kassenzulassung vorzeitig ab. Seit vier Jahren schreibe ich wieder.